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AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 26.09.2012


Phoebe Killdeer & The Short Straws – Innerquake
Katarina Wagner

Als Teil von Nouvelle Vague bereiste sie einst mit eher leisen New-Wave-Coversongs die Welt. Mit den Short Straws spielt sie nun ihre eigenen Stücke und mischt düsteren Bluesrock mit Rockabilly...




...Detroit-Punk und einigen Americana-Einflüssen.

"Feel an urge to explode". Dieser Satz beschreibt nicht nur die Musik der Sängerin sehr treffend, sondern wahrscheinlich auch ihr bisheriges Leben. Ihre Biografie lässt schnell eine gewisse Ruhelosigkeit der in Frankreich geborenen Tochter australischer Eltern vermuten. Phoebe lebte bereits in Aix-en-provence, Paris, Zimbabwe, London, Barcelona und nun in Berlin.
Musik spielte schon in ihrer Kindheit eine wichtige Rolle. Zuerst allerdings als Grundlage für den Tanz. Ihre Mutter, die für die Künstlerin immer noch eine Inpirationsquelle ist, brachte sie in eine Tanzschule und führte sie so in diese Welt der Musik und Performance ein. Durch den Beruf des Vaters, ein reisender Geschäftsmann, landete die Familie in Afrika. Dort trat Phoebe nach Drängen der Schwester bei Jam Sessions erstmals ans Mikrofon – damals noch mit eigenen Raps.
Zurück in Europa arbeitete Killdeer in London als sound engineer und live mixer in Clubs. Ihre musikalische Karriere als Sängerin begann 2003 mit Gastauftritten bei den Bands Basement Jaxx, Bang Gang und True Stories.
Wieder war es die Schwester, die zum entscheidenden Sprung verhalf: Chloe Killdeer schickte Marc Collin, einem der zwei Masterminds hinter dem Bandprojekt Nouvelle Vague ein Demotape und kurz darauf sang Phoebe auf deren Album Bande à part vier Songs und ging mit ihnen auf Welttournee.
Dabei performte sie begeistert die Songs Human Fly im Original von The Cramps, und Bela Lugosi`s Dead von Bauhaus, "I loved bringing out the dramatic side of the song."

Das Dramatische sucht sie auch in ihren Soloprojekten. 2008 erschien Weather`s coming... auf dem die Weltenbummlerin endlich ihre eigenen Songs vorstellte. "Erstmals Texte und Melodien zu singen, die ich selbst geschrieben habe, war eine große Befriedigung. Es kam der Rückkehr nach einer langen Reise gleich, die mich um viele Erlebnisse und Erfahrungen bereichert hat." Auf ihren Solowegen begleitet sie neben der Band The Short Straws (Cedric Le Roux – Gitarre, Raphael Seguinier – Schlagzeug und Alexandre Maillard – Bass), auch wieder Marc Collin, der ihr Debut produzierte.

Innerquake
Mit dem zweiten Album von Phoebe Killdeer & The Short Straws sollte vor allem die Live-Energie eingefangen werden. Für eindrucksvolle und energiegeladene Shows war die Sängerin schon in ihrer Zeit bei Nouvelle Vague bekannt.
Auf Innerquake ist die Band schon hörbar aufeinander eingespielt und kann nun auch im Studio die Power der Live-Shows erahnen lassen.
Mit scheppernden Gitarren und Schlagzeug nimmt das Album seinen Anfang. Phoebes erste Message "Feel an urge to explode" des ersten Songs Pedigree ist in ihrer Musik deutlich zu erkennen. Immer wieder brechen rockende Refrains die gleichmäßigen, jedoch nicht weniger mitreißenden Strophen. Mal liefert die Platte Stücke, die kraftvoll nach The Stooges oder auch Juliette Lewis klingen, dann kehrt sie zurück zu schwermütigen Lagerfeuer-Soundtracks die an Ry Cooder und Tom Waits erinnern.
Das Tanz-Highlight des Albums ist Scholar. Durch Phoebes starken, wie gewohnt eher dunklen Gesang, passt sich das schnelle Rockabilly-Stück perfekt in den Sound des Albums ein. Auf der Bühne schleudert die Sängerin dazu herrlich die lange Mähne durch die Luft.
Der fast achtminütige düstere Blues Highway Birds erklärt, warum die BBC schrieb, Phoebe Killdeers neues Album eigne sich "perfekt für einen Tarantino-Soundtrack".
Nach einem Intro lang gezogener Gitarrennoten setzt das Schlagzeug ein und treibt mit schwerfälligen, aber bestimmten Schlägen den Song voran. Darüber legen sich Gitarrenriffs und Phoebes hier mystisch dunkle Stimme, nach feinster Nick-Cave-Art, eins ihrer Idole.
Mit dem, bei Phoebe zu Hause aufgenommenen Song Up & Down nimmt das Album einen würdigen Ausklang. Die/Der HörerIn kann sich dabei tatsächlich gut die ablaufenden Credits eines Tarantino-Films vorstellen. Nach Höhen und Tiefen, Aufregern und Ruhepunkten findet die Erzählung Innerquake ein ruhiges, besonnen-melancholisches Ende.
"Passion is strong / But something´s wrong / See I can´t dwell forever / In eternal hell and joy / I like you baby / I really do / But this can´t go on / This can´t go on"

AVIVA-Tipp: Phoebe Killdeer wird wohl nicht mehr lange ein Geheimtipp bleiben. Bei radioeins war sie schon wochenlang in den Hörercharts und die KritikerInnen schwärmen von ihrer vollen, ausdrucksstarken Stimme und ihren beeindruckenden Live-Auftritten. Auch zu Hause entfaltet die Musik der Singer-Songwriterin noch durch den CD-Player ihre energie- und emotionsgeladene Aura. Es ist kein Album zum Nebenbei-Hören, Phoebe Killdeer stiehlt allen und Allem die Show.

Phoebe Killdeer & The Short Straws
Innerquake

Label: JSM / Rough Trade
VÖ: 21.09.2012

Weitere Infos unter:

www.phoebekilldeer.com

www.myspace.com/phoebekilldeer

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Beitrag vom 26.09.2012

AVIVA-Redaktion